Nachdem sich alles eingespielt hat, kann ich eine Sache mit Sicherheit sagen: Schule kann Spaß machen! In Deutschland habe ich nach spätestens ein paar Tagen an Ferien gedacht. Meistens schon am Tag vor dem Schulstart. Hier denke ich eigentlich gar nicht dran, aber mein Gastvater ist so nett mich immer zu erinnern, wann Schulfrei ist. 😄
Hier habe ich zwar jeden Tag den gleichen Unterricht, aber es ist trotzdem nicht langweilig. Ich glaube es ist sogar gut nur 6 verschiedene Fächer zu haben. Dadurch habe ich nicht ganz so viel im Kopf und mein Gehirn fühlt sich nicht gebraten an, wenn ich nach Hause komme. Auf jeden Fall ist hier für mich alles etwas einfacher und entspannter. (Die Schüler hier verstehen das nicht. Für sie fühlt sich Schule hier wahrscheinlich ähnlich schlimm an wie für mich in Deutschland.) Vor allem die Benotung ist komplett anders. Hier wird alles bewertet, auch die Stichpunkte, die wir nur von der Tafel abpinseln und die unterschriebene Notenübersicht. (Dadurch werden die Schüler ermutigt, die Deadline einzuhalten. Sollte man in Deutschland für manche Zettel vielleicht auch einführen 🤔)
Die vielen Noten kommen mir allerdings sehr zu gute, da ich am Anfang zum Teil Schwierigkeiten hatte, in das Thema reinzukommen. (Die anderen haben ja schon vor mir angefangen) In Chemie zum Beispiel habe ich mit E’s und D’s angefangen, was meinen Durchschnitt natürlich erstmal ziemlich runtergezogen hat. Aber nachdem wir ein neues Thema angefangen haben, bin ich schnell besser geworden. Ich habe inzwischen einen Haufen A’s und ein paar B’s gesammelt. Im letzten Test war ich sogar die beste. 😇
Die Stunden hier sind zum Teil sehr lustig. Zum Beispiel, als mein Chemielehrer seine Frau (meine Englischlehrerin) genervt hat. Hier hat jeder Lehrer seinen eigenen Raum und um die Kommunikation zwischen den Lehrern zu vereinfachen ist in jedem Raum ein Telefon. Am Montag hat das von meinem Chemielehrer nicht funktioniert. Er hat dann den ganzen Tag daran gebastelt, sodass es am Dienstag wieder ging. Darüber war er so glücklich, dass er damit dann jede Stunde mindestens einmal bei seiner Frau angerufen hat, entweder um wieder aufzulegen, oder um ihr mitzuteilen, dass Skyward (Onlineplattform auf der wir unsere Noten einsehen können) immer noch nicht funktioniert. Mein Kurs hat ihn darin durchaus noch bekräftigt. Sie ist zwar vor unserer Stunde extra selbst gekommen, um ihm zu sagen, dass sie das weiß und er nicht anrufen muss, aber das hat auch nicht geholfen.
In Algebra 2 bin ich die beste, bzw die einzige ohne Probleme die Klasse zu schaffen. Das ist aber auch nicht weiter schwer, weil der Kurs in bessere und schlechtere Schüler aufgeteilt ist und ich bei den schlechteren bin (obwohl ich im letzten Schuljahr einen Durchschnitt von 1,0 in Mathe hatte) und die sich nicht wirklich anstrengen. Wir wiederholen immer noch Stoff, den ich in der 7. und 8. Klasse hatte. (Die Schüler hier hatten das auch schon)
Der letzte Test ist so schlecht ausgefallen, dass wir ihn wiederholt haben. (Ich hatte mit einem C+ die beste Note. Am Mittwoch sollten wir dann unseren ersten Test nochmal angucken und berichtigen, damit wir nicht die gleichen Fehler bei der Wiederholung nochmal machen. Ich war ziemlich schnell durch damit, weil mein Lehrer mir einen Teil der Fehler schon beim Zurückgeben erklärt hat. Er meinte dann zu mir, dass ich mit der VR-Brille spielen kann. Also war ich eine Runde im Weltraum und auf der ISS unterwegs, anstatt nur die Zeit abzusitzen. (Wir haben die 2 Brillen gerade in STEM in Benutzung) Da fühlt man sich echt wie in einer anderen Welt.
Etwas anderen Unterricht hatte ich am Montag. Da wurde ich von Mrs Eising in einen Deutschkurs eingeladen. (Das war während Algebra 2. Ich hab also nichts verpasst 😉) Die Schüler haben vorher Fragen für mich vorbereitet, die ich dann auf Deutsch und Englisch beantwortet habe. (Mrs. Eising selbst hat das meiste verstanden, die Schüler hatten mehr Probleme. Ungefähr so als würde ich versuchen mich mit einem Franzosen zu unterhalten.) Es war zum Teil ganz lustig zu hören, wie Amerikaner die Wörter aussprechen. Wir hatten alle viel Spaß, auch wenn ich die Schüler mit der Info geschockt habe, dass wir in Deutschland keine Schulsportteams und -farben haben.
Zwischendurch hatten wir wieder Besuch von einem Collegerepräsentanten. Die erzählen uns immer warum sie die besten sind, was man da alles lernen kann und wie teuer das ist. Aber natürlich auch was für Stipendien sie anbieten. Für mich ist das zwar eine schöne und zum Teil interessante Abwechslung, aber auch ein bisschen langweilig. Ich will ja hier nicht studieren. Allerdings finde ich sehr gut, dass das hier so ein großes Thema ist. In Deutschland hatte ich eher das Gefühl, dass man zwar auf den Schulabschluss vorbereitet wird, aber nicht auf das Leben danach. Nach dem Motto: geh zur Schule um zur Schule zu gehen. Hier heißt es: geh zur Schule um später einen guten Job zu bekommen. (Und um in einem Sportteam zu sein natürlich. Das ist für manche echt ein Grund durchzuhalten.)
Solltest du die Kultusministerin auch zu deinem Belog einladen?
😆
Klingt auf jeden Fall interessant! Und ich freu mich auch, dass dir die Schule Spaß macht!
Wenn du meinst, dass das hilft kannst du ihr ja den Link schicken.
Aber ich glaube ein gut organisierter Streik der Schüler in ganz MV, oder besser noch in ganz Deutschland, würde an der Stelle mehr bringen. 😋
Das klingt ja cool!
Schön das es Dir so viel Spaß macht. 🙂