Beinahe Rekrutiert

Nachdem in der letzten Woche nicht wirklich etwas passiert ist, war am Dienstag mit ein paar Repräsentanten der US Navy, der Army und den Marines endlich wieder ein bisschen Abwechslung in der Schule. Die sind während der Mittagspause an die Tische gekommen und haben nach Seniors gefragt. Ich wurde natürlich auch gefragt und habe wahrheitsgetreu mit ja geantwortet. Daraufhin wurde ich gebeten einen Fragebogen auszufüllen mit Persönlichen Daten und der Frage, was einen da interessieren würde. Außerdem hat mich der Unteroffizier gefragt, was ich nach der High School mache. Meine Antwort, ich würde zurück nach Deutschland gehen hat ihn erstmal stutzig gemacht. Ich hat sich allerdings schnell gedacht, dass ich eine Austauschschülerin bin, woraufhin er meinte, dass ich den Fragebogen nicht ausfüllen müsse. Wir sind uns später in STEM wieder begegnet, wo er einen Vortrag über seine Arbeit gehalten hat. Er ist Techniker für nukleare Antriebsmaschinen und war die letzten vier Jahre auf einem entsprechend betriebenen Flugzeugträger stationiert. Es ist krass, wie viel Geld man von der Navy bekommt, wenn man sich für dieses Fachgebiet einträgt. Beim ersten Mal bekommt $28,000 und wenn man dann weitermacht nochmal $100,000 als Bonus neben dem normalen Gehalt, dass man schon während des Studiums bekommt.
Der Navy Unteroffizier hat uns unter Anderem die Vor- und Nachteile von Atomantrieben erklärt und warum der eigentliche Reaktor gar nicht explodieren kann. Ich hab zwar nicht alles komplett verstanden, aber irgendwie entsteht bei einer Beschädigung des Reaktors eine sehr große Menge Wasserstoff, die sich dann mit dem Sauerstoff in der Luft vermischt und durch die Hitze des Reaktors explodiert. Das macht das zwar nicht besser, ist aber interessant. (Finde ich jedenfalls)
Nach der Stunde hat er mich noch gefragt, wie das mit Atomkraftwerken in Deutschland aussieht. Ich konnte ihm da allerdings nicht so viel zu erzählen, außer, dass wir welche haben und dass viele Leute das nicht mögen.

Eine erstmal nicht so schön erscheinende Abwechslung waren die Übungs-Vorstellungsgespräche. Wir mussten dafür einen Lebenslauf anfertigen, was nicht so schwierig war. Das haben wir ja in Deutschland auch schon gemacht, allerdings sind Amerikanische ein klein wenig anders aufgebaut. Am Mittwoch waren dann die Gespräche. Dafür sind ein paar Leute gekommen, die das mehr oder weniger hauptberuflich machen. Wir hatten bereits letzte Woche eine kurze Einführung in das Thema bekommen und auch Material zum Vorbereiten, was ich während Howl nochmal durchgegangen bin. Trotzdem war ich ganz schön aufgeregt, was durch das Warten nicht gerade besser geworden ist. Es hatten immer 6 Schüler gleichzeitig ein Gespräch (natürlich mit unterschiedlichen Leuten) und wir anderen haben uns in der Zwischenzeit Mut zugesprochen. Als ich dann an der Reihe war habe ich schnell gemerkt, dass ich eine sehr freundliche Frau abbekommen hatte. Das Ganze kam mir eher wie ein Beratungs- als ein Vorstellungsgespräch vor. Sie hat mich zwar auch ein bisschen was gefragt, zum Beispiel was ich Mal werden will, aber dann hat sie mir ganz viele Tipps gegeben, was ich alles machen kann, um Bonus-Punkte für eine Bewerbung zu sammeln. Danach hat sie mir noch erklärt, wie ich meinen Lebenslauf besser gestalten kann, damit die wichtigen Dinge gleich ins Auge stechen. (Z.B. das Auslandsjahr oder freiwillige Arbeiten, die ich geleistet habe)
Ich glaube schlussendlich habe ich in dem Gespräch doch recht viel für das Leben nach der Schule gelernt.

Außerdem habe ich zwei Amerikanische Feiertage (also nicht direkt Feiertage, sondern eher Gedenktage) kennengelernt. Das eine ist der Gründungstag der US Marines, am 10. November. Der wird zwar eigentlich nicht so groß gefeiert, aber da mein Geschichtslehrer Mal bei den Marines war, war das natürlich trotzdem ein Thema. Eigentlich wollte er der Tradition nach einen Kuchen und seinen Säbel mitbringen (mit dem Säbel wird der Kuchen angeschnitten), aber er hat vorher die Direktorin gefragt, obwohl wir ihm geraten haben, das nicht zu tun, sondern einfach beides mitzubringen. Die Direktorin konnte ihm natürlich nicht erlauben, den Säbel zur Schule zu bringen, weshalb es auch keinen Kuchen gab. Hätte er mal auf uns gehört. 🙄
Das zweite Gedenktag ist der Veterans Day, am 11.11. Da wird, wie der Name schon andeutet, an die Kriegsveteranen gedacht, vor allem die des ersten und zweiten Weltkriegs.

Zum Thema Militär würde ich gerne noch etwas loswerden: Ich muss sagen, dass ich es mag, wie die Amerikaner ihr Militär wertschätzen. Auch wenn kein normaler Mensch Krieg will, ist es gut zu wissen, dass da Leute sind, die bereit sind ihr Leben für unsere Sicherheit zu geben. Das sollte auch in Deutschland mehr geschätzt werden.
Ich habe oft das Gefühl, dass die Leute denken: „Wir brauchen keine Bundeswehr, schließlich wollen wir keinen Krieg.“
Hierzu ein kleines Beispiel: angenommen die Israelis denken sich: „Wir wollen keinen Krieg mehr. Lasst uns die Armee auflösen!“ Das Resultat wäre garantiert, dass die Palästinenser die Israelis platt machen.
Nach dem Prinzip funktioniert das einfach nicht, sonst könnten wir ja auch die Polizei abschaffen und hätten keine Verbrecher mehr.

3 Kommentare

  1. 21. November 2021
    Antworten

    Hallo
    Das haßt du recht ich habe jetzt auch ein Vorstellungsgespräch und habe das noch nie gemacht ich finde das gut wenn sie das üben. Wir
    nehmen hir die Bundeswehr gar nicht mehr wahr ich haffe dir geht es gut bis dann

  2. Godwin
    15. November 2021
    Antworten

    Hey. Schwester…
    ein super Beitrag von dir mal wieder!
    Schreib dir die Tipps für die Bewerbung mal auf… Sonst ärgerst du dich irgendwann…
    Und was die Wertschätzung vom Militär angeht: genauso ist es! Und ganz ähnlich auch mit der Polizei.
    Liebe Grüße aus Lübeck

    • 15. November 2021
      Antworten

      Du hast völlig Recht mit der Bemerkung über die Polizei. Das hätte ich durchaus noch weiter ausführen können. Ihr macht echt nen mega Job!
      Und das mit den Tipps werde ich gleich noch machen. Danke für den Hinweis 😘

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